Jönköping ist ein anschauliches Städtchen am südlichen Ufer des Vättern, dem zweitgrössten See Schwedens, der etwa 3 mal so gross wie der Bodensee ist. Hier findet seit 2016 jeweils Anfang Juli der Ironman 70.3 Jönköping statt. Aus meiner Sicht ein sehr schöner Wettkampf. Start- und Zielgelände im Zentrum, Radstrecke durch eine malerische Landschaft, eine relativ schnelle Laufstrecke und überall sehr nette Menschen. Bereits letztes Jahr war ich hier dabei und fand es so toll, dass ich dieses Jahr gleich mit meiner Familie hergekommen bin.
Nach meinem 4. Platz im letzten Jahr, war es nun mein Ziel einen Platz auf dem Podest zu ergattern. Aufgrund meiner Einschätzung ein erreichbares Ziel, aber natürlich weiss man nie welche Konkurrenz einen erwartet. Es bleibt also nichts anderes übrig als einfach alles zu geben. Das mache ich ja grundsätzlich immer bei einem Wettkampf aber der Gedanke an eine mögliche Trophäe motivierte mich noch mehr und ich war bereit dafür zu leiden.
Am Rennmorgen ging es um 9 Uhr bei strahlendem Sonnenschein mittels Rolling Start auf die Schwimmstrecke im Munksjön. Einmal hinaus unter der grossen Brücke hindurch und zurück. Das Wasser ist fast schwarz und man sieht so gut wie nichts. Ich absolvierte die 1.9km in meinen obligaten rund 33-34 Minuten und war damit nicht ganz zufrieden. Dachte ich könnte mal etwas darunter kommen. Aber egal, das Rennen begann für mich sowieso erst jetzt richtig. Nun hiess es möglichst schnell die 600m zur Transition zurückzulegen und schnell auf das Rad zu kommen.
Die Radstrecke ist wellig und verläuft durch eine wunderschöne Landschaft mit Wäldern, Seen und kleinen Dörfern. So habe ich mir Schweden immer vorgestellt. Nach den ersten Kilometern durch das Stadtgebiet von Jönköping folgt bereits die einzige richtige Steigung. Diese bin ich mit rund 300Watt hochgefahren und wusste, dass meine Beine gut sind. Ich wusste jedoch auch, dass ich jetzt clever fahren muss und in der ersten Stunde nicht überpacen durfte. Lieber jetzt etwas herausnehmen und dann auf der zweiten Hälfte nochmals Gas geben. So versuchte ich im Schnitt nicht höher als 260-270Watt zu fahren im Wissen, dass ich diese Werte gegen Ende hin nur schwer halten werden kann. Nach den ersten 45km betrug meine Durchschnittsgeschwindigkeit nicht ganz 37km/h. Zuwenig für eine ganz schnelle Zeit. Aber das schöne an der Strecke ist, dass im zweiten Teil nicht mehr so viele Höhenmeter folgen und ich schaffte es, diese in einem 41er Schnitt zu fahren. Gegen Ende hin fing ich an zu rechnen und wusste, dass es eine super Zeit wird und es heute wirklich etwas werden könnte.
Der Wechsel auf die Laufstrecke verlief ohne Probleme und nach weniger als 2 Minuten nahm ich die Laufstrecke unter die Füsse. Diese führt 3 Mal um den Munksjön und durch die Fussgängerzone von Jönköping. Relativ flach und zu grossen Teilen auf Kiesweg. Nach wenigen Metern jubelten mir meine Frau und meine Tochter zu und signalisierten mir, dass ich der Führende in meiner Altersklasse bin. Ich war etwas baff und wusste dies zuerst gar nicht richtig einzuordnen. Klar wusste ich, dass ich gut unterwegs bin aber dass ich gleich der Führende bin, war schon überraschend. Nun lag aber noch ein Halbmarathon vor mir und ich wusste, dass es jeweils sehr starke Läufer hat, die diesen in 1:20 laufen können und ich auf keinen Fall nachlassen darf. Viel zu sehr würde mich das im Nachhinein ärgern und so holte ich alles aus mir heraus und konnte bis zum Schluss mein angeschlagenes Tempo laufen.
Nach 4:28:00 lief ich dann ins Ziel ein, mega glücklich mit der Zeit aber immer noch im Ungewissen ob es für das Podest gereicht hat. Natürlich kam meine Familie sogleich zu mir gerannt, die mir dank dem Tracker gleich die frohe Botschaft vom Sieg in meiner Altersklasse mitgeteilt haben. Wow…ich konnte es immer noch nicht ganz glauben und freute mich natürlich riesig! Mit diesem Resultat sicherte ich mir auch einen der begehrten Startplätze für die Ironman 70.3 World Championship 2019 in Nizza. Somit ging für mich in sportlicher Hinsicht erneut ein Traum in Erfüllung. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken die mir dabei zur Seite gestanden sind allen voran meiner Familie.