Glukosemessung im Sport – Revolution oder nutzlos?

In letzter Zeit sieht man sie immer öfters, die schwarzen Pads am Oberarm von Athleten wie z.B. Kristian Blummenfelt oder Jan Frodeno. Dabei handelt es sich um den Glucose Sensor von Abott den Supersapiens zusammen mit einer Fancy App vertreibt.

Neugierig und mit dem Gedanken hier noch ungenutztes Potenzial zu finden, habe ich mir ein Sensorpack bestellt und in den letzten Monaten umfangreiche Erfahrungen sammeln können. In diesem Blog gebe ich Euch gerne einen Einblick in meine Erfahrungen mit der Glukosemessung .

Ganz kurz zum Supersapiens System: Der Biosensor wurde ursprünglich für Diabetiker entwickelt und wird am hinteren Oberarm angebracht. Dabei wird mittels eines Applikator der Sensor am Oberarm angebracht und damit ein dünner Messfaden (ca. 1cm) durch eine hohle Nadel in das Gewebe eingeführt. Dieser schnelle Stich ist kaum zu spüren. Danach klebt der Sensor auf der Haut und wird via Bluetooth mit dem Smartphone verbunden. Nach einer Aufwärmzeit von 1 Stunde erhält man dann die Glukosewerte live gestreamt. Zum Schutz des Sensor bei Aktivitäten gibt es die eingangs erwähnten schwarzen Pads von Supersapiens, die man einfach über den Sensor klebt. Dabei ist es wichtig, dass der Arm vorher mit Seife gewaschen und allfällige Härchen wegrasiert werden. So kleben der Sensor wie auch das Pad besser resp. länger. Neben der App gibt es auch noch ein Online Portal.

Biosensor, Applikator und Patch

Supersapiens verspricht diverse Nutzenbereiche, wobei ich hier auf die folgenden zwei eingehen möchte, da sie mir am meisten gebracht haben.

Glukosereaktion der Ernährung

Spannend und hilfreich finde ich die Überwachung der Glukosereaktion der Ernährung im Alltag wie auch im Sport. So sieht man welche Glukosereaktion die verschiedenen Lebensmittel hervorrufen. Rasche Anstiege und Peaks (sogenannte Glukose Rushs) sind zu vermeiden. Diese können zu Entzündungen führen und aufgrund der Insulinreaktion zu Diabetes fördern. Normal befindet man sich im Bereich von 80-140mg/dL. Wenn man etwas isst, kann man nun live mitverfolgen wie sich der Glukoselevel verhält und man lernt mit der Zeit welche Lebensmittel zu welcher Zeit und in welcher Kombination welchen Effekt haben.

Optimierung der Trainingsperformance

Sehr spannend fand ich auch meine Reaktion auf meine Sporternährung. Für eine möglichst gleichmässige Glukoseversorgung kann ich z.B. Ultra Competition von Sponser empfehlen. Brauche ich hingegen raschen Nachschub, da ein intensives Intervall ansteht oder ein langer Anstieg naht ist ein Gel zu bevorzugen.

Interessant war auch die Erkenntnis, dass ein Snack kurz vor dem Training ein Glukoseloch provoziert, wenn ich nicht unmittelbar anfange zu trainieren. Esse ich am Morgen vor dem Training ein Müesli steigt der Glukosewert in den folgenden Minuten stark an, um im Anschluss aufgrund der Insulinreaktion umso tiefer zu fallen. Somit hatte ich mein Training oft mit einem Glukoseloch gestartet und habe mich schlapp gefühlt. Heute esse ich entweder deutlich früher, damit sich die Glukose wieder normalisieren kann oder ich verzichte im Vorfeld auf Kohlenhydrate und beginne gleich zu beginn des Training mit der Aufnahme.

Mein Fazit

Natürlich gibt es eine Vielzahl von weiteren Use Cases, diese beide waren aber für mich bisher die Wichtigsten. Aus meiner Sicht ist es nicht nötig den Sensor dauernd einzusetzen, gerade auch weil er nicht gerade günstig ist und auch ein Haufen Abfall entsteht. In intensiven Trainingsphasen und rund um Wettkämpfe ist es aber sehr nützlich und ich kann es durchaus empfehlen.

1. Platz am Ironman 70.3 Venice-Jesolo

Wie jedes Jahr starte ich im Frühjahr mit einer Halbdistanz in die Saison, um Form und Material zu testen und erste Wettkampferfahrung zu machen. Dieses Jahr habe ich dafür den Ironman 70.3 Venice-Jesolo ausgesucht. Ein flacher Kurs an der Adria.

Swim, Bike, Run

Wir reisten am Donnerstag an und wurden mit schönstem Wetter begrüsst, welches dann auch perfekt bis am Renntag gehalten hat. Das Wasser war mit ca. 17 Grad noch recht frisch, war aber mit dem Neo aber total okay. Ich habe von Anfang an Gas gegeben und habe es sogar geschafft meine 9-jährige PB um einige Sekunden zu knacken. Es folgte ein solider Wechsel auf das Rad.

Die Strecke war topfeben und somit hiess es drücken ohne Pause. Merkte rasch dass da ein super Schnitt (40.5kmh bei ca. 270W im Schitt). Wow, wieder eine PB um mehrere Minuten. Leider ging mir bei einem Bump die Trinkflasche verloren….ein Klassiker aber egal bin dann einfach an die nächste Verpflegungsstelle gefahren und habe mich wieder ausgerüstet. Bin ja zum Glück nicht so empfindlich was die Verpflegung angeht. Mein angeschlagenes Tempo konnte ich halten und so bis am Schluss Plätze gut machen. 2ter Wechsel und auf die Laufstrecke.

Musste mich zu Beginn etwas bremsen und hab dann mein geplantes Tempo nach 2-3km gefunden. Nun wurde es spannend. 3 Runden galt es zu Laufen. Heidi gab mir jeweils Rang und Abstände durch. Auf der 2. Runde war ich dann auf dem 2. Rang mit 1min Rückstand. Ok, dran bleiben und beissen dachte ich, den verschenke ich nicht. Auf der 3. Runde waren es noch 20s nach vorne und 3min nach hinten. Sehr komfortabel.

Überlegte kurz….Gas geben und die 20s anvisieren oder Vorsprung gut verwalten und den 2. Platz sichern? Naja, letztes Mal als es knapp war fürs Podest, hatte ich gesagt, da hätte ich mich noch etwas mehr quälen können, wenn ich es gewusst hätte. Nun, dieses Mal wusste ich es und so gab es kein Zögern mehr für nochmals 5km beissen! Und es hat gereicht mit 14s Vorsprung auf den 2ten. Jede Sekunde zählt hat sich mal wieder bewahrheitet! 🤘🏻

Rennverlauf

Aufgrund des Rolling Start weiss man ja nicht wo man genau steht. Interessant ist es, dass ich (Rote gerade Linie) den zweiten (blaue Linie), Im Lauf des Rad eingeholt und in der Wechselzone dann kurz überholt hatte. Auf den ersten Kilometern hat er mich dann wieder überholt, konnte das Tempo hinten raus nicht halten und so gelang es mir ihn ca. bei km 16 wieder einzuholen.

Rennverlauf (Quelle Endurance Data)
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Dolce Vita

Und natürlich durfte das Dolce Vita nicht zu kurz kommen. Strand, Pool, ein Ausflug mit dem Schiff nach Venedig und Pizza und Pasta satt.

Standortbestimmung – Ironman 70.3 Marbella

Es wurde auch Zeit. Nach rund 2.5 Jahren endlich wieder ein Wettkampf. Ja, die Pandemie hatte auch meine Pläne ordentlich durcheinander gebracht. Aber lassen wir das mal und richten den Fokus auf meine Standortbestimmung am Ironman 70.3 Marbella.

Ich ging recht entspannt und ohne grosse Erwartungen an den Wettkampf heran. Einerseits wolle ich sehen wo ich im Moment stehe und anderseits einfach Spass haben. Die Vorbereitungen waren nicht ganz optimal, so hatte ich doch immer mal wieder ein Wehwehchen und die Balance zwischen Job, Familie und Training war auch schon einfacher. Aber ich will nicht klagen und ich fühlte mich trotz alldem gut in Form und hochmotiviert.

Eingang zum Ironman Gelände

Solides Schwimmen und rasante Abfahrten

Wie heutzutage üblich gab es einen Rolling Start. Ich reihte mich bei der 35min Marke ein, stellte dann aber fest, dass ein sehr grosser Teil der Athleten bei 30min und schneller standen und relativ wenige bei den Langsameren. So wechselte ich dann sehr kurzfristig noch in die andere Linie, was sich auch als richtig herausstellte. Nicht, dass ich wahnsinnig schnell geschwommen wäre, aber ich war die ganze Zeit am Überholen, was sonst eher umgekehrt ist. Scheinbar haben sich da einige überschätzt. Aber egal, es gab mir ein gutes Gefühl und nach rund 34 Minuten wechselte ich auf das Rad.

Das Radfahren war von Anfang bis zum Schluss einfach geil. Ich war in meinem Element und ich fuhr ziemlich hart den Berg hoch (um die 300W). Wir hatten ca. 1400 Höhenmeter auf 90km. Diese waren aber nirgends wirklich steil und die Strassen waren breit und gut. So hatte man in den Abfahrten dann auch mal Tempo 70-80kmh. Dies endete trotz den zahlreichen Höhenmetern, immerhin in einem Schnitt von 34.4 kmh.

Schöne aber anspruchsvolle Radstrecke mit rund 1400 Höhenmeter

Knapp am Podest vorbei und Quali für die World Championship

Beim Laufen wurde es dann etwas zäher. Hatte ich etwa auf dem Rad überzockt? Oder war es die Hitze, die mir zu schaffen macht? Bin ich einfach noch nicht ganz in Form und zwei, drei Kilo zu schwer? Oder ging ich etwa mental zu locker an den Wettkampf? Ich denke es war eine Mischung aus Allem. 1h 36min für den Halbmarathon ist ja nicht schlecht, dennoch hatte ich mir ein klein wenig mehr erhofft. Nachdem ich im Ziel, dann noch erfahren hatte, dass ich auf den letzten Kilometer auch noch vom 3ten auf den 4ten Platz abgerutscht bin und mir nur eine Minute aufs Podest fehlte, hat mich das schon etwas gewurmt. Aber zufrieden bin ich trotzdem und ich habe mein Ziel von unter 5h auf einem bergigen Kurs gut erreicht. Insgeheim hatte ich auch mit einer Quali für die World Championship Ende Oktober in Utha geliebäugelt und mit dem 4ten Platz auch einen solchen erhalten.

Laufstrecke vor herrlicher Kulisse in heiss-schwüler Luft

Insgesamt war der Ironman 70.3 Marbella eines meiner schönsten Wettkampferlebnisse und ich konnte wieder viel für mich mitnehmen . Schön war auch, dass es sich selbst nach 2.5 Jahren Wettkampf-Abstinenz gleich sehr vertraut angefühlt hat und die Leidenschaft ungebrochen ist.

Nun heisst es gut regenerieren und dann den letzten Trainingsblock für den Ironman Nizza am 26. Juni in Angriff nehmen. Hier sprechen wir von einer Langdistanz und dank meiner Standortbestimmung weiss ich was meine Hausaufgaben sind. In den verbleibenden 4 Wochen werde ich nun für zwei Wochen die Umfänge nochmals markant hochschrauben (18-20h pro Woche), um diese dann während den zwei Wochen Tapering wieder relativ rasch herunter zu fahren (ca. 12h und 6h).

Mondäner Hafenort und romantische Altstadt

Noch kurz zu Marbella… Uns hat die Marbella sehr gut gefallen. Wir haben in Puorto Banus gewohnt, wo sich auch das Wettkampfgelände befand. Ein mondäner Hafenort ca. 10 km von Marbella mit luxuriösen Jachten, fetten Karren und teuren Designer Läden und scheinbar auch bekannt für Junggesellinnenfeiern. Zusammen mit den Triathleten gab das an der Hafenpromenade ein amüsantes Schauspiel, wenn die Bonzen ihre Lamborghinis und Bentleys vorfuhren, die Triathleten ihre rasierten und austrainierten Waden zur Schau stellten und immer mal wieder mal eine Hen-Party vorbeizog. Noch besser hat uns aber die Altstadt von Marbella gefallen. Enge Gässchen und lauschige Plätze mit zahlreichen kleinen Shops und Restaurant. Alles sehr gepflegt und mit Blumen geschmückt.

Ach ja, falls ihr mal coole Lounge Musik sucht. Radio Planeta sendet fast nonstop cool Mucke und ist per Livestream auch bei uns verfügbar.

Gepflegte und geschmückte Altstadt von Marbella
Ausblick aus der Unterkunft auf den 25m Pool
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Die neue Garmin Swim 2 im Praxistest

Mit der Swim 2 hat Garmin endlich einen Nachfolger zur doch schon ziemlich veralteten Garmin Swim herausgebracht. Ich hatte bisher das alte Modell im Einsatz und bin nun seit geraumer Zeit mit der neuen Schwimmuhr unterwegs. Gerne teile ich hier meinen Eindruck resp. meine Erfahrungen.

Herzfrequenzmessung am Handgelenk

Eine der wichtigsten Neuerungen der Garmin Swim 2 ist die Herzfrequenzmessung am Handgelenk, die auch im Wasser bestens funktioniert. Ich trainiere beim Schwimmen zwar relativ selten nach der Herzfrequenz, jedoch lade ich die Einheiten auf Strava hoch, wo die Daten nun auch in der «Relativen Belastung» und in der «Fitness und Freshness» Kurve mitberücksichtigt werden. So habe ich das komplette Bild und kann mein Training noch besser steuern. Es ist interessant zu sehen wie hoch meine Pulswerte beim Schwimmen doch gehen und hatte erst Zweifel an der Genauigkeit. Wenn ich die Uhr aber beim Radfahren oder Laufen mit den Werten des Brustgurtes vergleiche, sind die Abweichungen minimal. Wichtig ist einfach, dass die Uhr beim Schwimmen eng am Handgelenk sitzt.

GPS Modus für Freiwasserschwimmen

Weiter besitzt die Garmin Swim 2 nun auch eine GPS Funktion für das Freiwasserschwimmen. Sehr praktisch, wenn man keine Triathlonuhr hat die das nicht schon übernimmt. Austesten konnte ich diese Funktion aufgrund der kalten Jahreszeit jedoch noch nicht.

Keine Aufzeichnungslücken dank Übungsaufzeichnung

Sehr praktisch finde ich den Modus «Übungsaufzeichnung». In diesem Modus kann man Übungen aufzeichnen, die die Uhr nicht automatisch erkennen kann, wie z.B. Beinschlag. Man startet die Runde ganz normal und kann dann am Ende angeben wie weit man geschwommen ist. So gibt es gerade für Datenfreaks wie mich, keine Lücken in der Aufzeichnung und auch keine Ausrede mehr für Beinschlag oder andere technische Übungen.

Gleichmässiger schwimmen mit der Alarmfunktion

Neu gibt es auch die Möglichkeit beim Schwimmen verschiedene Alarme mitgeteilt zu bekommen. Man wählt zwischen der Distanz, Zeit oder Pace und bekommt jeweils entsprechend ein Signal und muss nicht auf die Uhr schauen. Das Signal besteht aus einem Ton und einer Vibration, die sehr gut wahrzunehmen ist. So kann man z.B. gut verhindern, dass man plötzlich langsamer wird.

Multisport und Fitnesstracker inklusive

Die Uhr kann neben dem Schwimmen auch Lauf- und Radeinheiten aufzeichnen und ist zugleich ein Fitnesstracker mit allen möglichen Funktionen wie Schrittzähler, Schlafaufzeichnung und Stressmessung. Die Batterielaufzeit kann natürlich mit der alten Garmin Swim nicht mehr mithalten. Dafür wird einem ja auch einiges mehr geboten. Bei mir hält sie jeweils rund 5 Tage bei Dauerbetrieb als Fitnesstracker und zwei bis drei Schwimmeinheiten.

Mein Fazit

Ich bin sehr zufrieden mit der Garmin Swim 2 und kann sie auf jeden Fall weiterempfehlen. Herzfrequenzmessung am Handgelenk, GPS für Freiwasserschwimmen und Übungsaufzeichnungen sind Funktionen die mir bisher echt gefehlt haben. So macht Schwimmen Spass.

Weitere Angaben vom Hersteller –> Link

Ironman Hawaii – Rückblick und Zielerreichung

Ich hatte ja im Vorfeld zu meinen Überlegungen und Zielen gebloggt (Ironman Hawaii – Gedanken vor dem Wettkampf).  Schauen wir doch mal wie es mit der Zielerreichung steht.

Ziel #1 – Spass haben, den Wettkampf geniessen und gesund finishen.
Es ist schon eine spezielle Wettkampfatmosphäre auf Hawaii und die habe ich sehr genossen. Die ganze Woche davor ist schon ein riesen Zirkus und es ist immer etwas los. Cool ist auch die Nähe zu den besten Profis, die einem auf der Rad- und Laufstrecke entgegen kommen. Kann mich gut an Anne Haug erinnern die an mir vorbeigespurtet ist (Da war ich auch kurz im Fernsehen zu sehen). Den grössten Spass hatte ich auf dem Rad, wo es besser als erwartet gelaufen ist.
Beim Schwimmen und gegen Ende des Laufen hat es vielleicht nicht immer ganz so viel Spass gemacht.  So ab Kilometer 18 wurde es schon hart und ab km 30 dann noch etwas härter und es hat dann einfach weh getan. Trotzdem bin ich aber gesund an der Finishline angekommen.
Zielerreichung: grösstenteils erfüllt

Ziel #2 – Es besser machen als letztes Mal. Besser einteilen und dranbleiben auf der zweiten Hälfte der jeweiligen Disziplin. Kämpfen wenn es hart wird. Die Wettkampfeinteilung ist mir glaub ich noch nie so gut gelungen wie dieses Mal. Ich bin den Rad- wie auch den Lauf-Split sehr kontrolliert und defensiv angegangen. Auf dem Rad konnte ich dann in den letzten 2 Stunden sogar nochmals richtig Gas geben. Ja, und gekämpft habe ich auch, gerade beim Laufen. Da haben mir meine klaren Ziele geholfen.
Zielerreichung: voll erfüllt

Ziel #3 – Schneller sein als vor 2 Jahren. Da hatte ich 10h 18min. Das will ich unterbieten.
Da war ich eigentlich zuversichtlich, dass ich das schaffen sollte. Ich war mindestens so gut vorbereitet wie das letzte Mal und hatte auch mit meinem neuen Cervélo P3X top Material am Start. Dass es dann gleich für eine Bestzeit reicht ist natürlich doppelt schön. Zielerreichung: voll erfüllt

Ziel #4 – Den Marathon unter 3h 30min laufen. Bisher war ich immer einige Minuten darüber.

Klar hat man schon 180km Radfahren in den Beinen wenn es an den Marathon geht, aber eine 5er Pace sollte doch einfach möglich sein. Mit meiner defensiven Einteilung ist es mir endlich gelungen diesen in einem Ironman unter 3:30h zu finishen. Wäre jetzt noch die Frage wie schnell ich das schaffen könnte in einem reinen Marathon? Vielleicht eine Herausforderung für das nächste Jahr. Zielerreichung: mit 3:26h, voll erfüllt

Ziel #5 – Unter 10h finishen. Hier war ich doch sehr skeptisch, ob ich das schaffen kann. Darum war es auch mein letztes Ziel. Je länger aber der Wettkampf dauerte, je klarer zeichnete sich aber ab, dass dieses Ziel doch in greifbarer Nähe ist. Auf dem Rückweg vom Energy Lab, wusste ich, dass ich sowohl meine Zielzeit im Laufen wie auch Gesamt erreichen kann, wenn ich jetzt keine Dummheiten anstelle. Mit Dummheiten meine ich, aufhören mich zu kühlen und genügend zu verpflegen. Ich merkte, dass nicht mehr viel Reserven da sind und habe dann sehr konstant meine 5er Pace gelaufen. Nur keine Experimente kurz vor dem Ziel. Es waren noch genau 12km. Eine Stunde Joggen sagte ich zu mir. So der lockere morgendliche Trainingslauf. Und genau so machte ich es und lief nach 9:48:59 im Ziel ein.

Zielerreichung: voll erfüllt

Somit habe ich 4 Ziele voll erfüllt und 1 Ziel grösstenteils erfüllt. Zudem habe ich mit der Radzeit ein Ziel erreicht, dass ich nicht explizit erwähnt hatte. Wenn ich mit etwas nicht zufrieden bin, dann mit dem Schwimmen.  Ich hatte trotz erheblichem Wellengang nicht das schlechteste Gefühl und beim ersten Schiff draussen waren rund 35min vergangen. Eigentlich nicht schlecht dachte ich. Beim zurückschwimmen kamen dann aber immer mehr Schwimmer von hinten mit anders farbigen Badekappen. Da wusste ich, dass ich ganz schön zurückliege. Als ich dann endlich in der Wechselzone war standen da wirklich nur noch einige wenige Räder von meiner Altersklasse. Etwas deprimierend…aber ich wusste ja, dass mein Rennen erst jetzt beginnt. Und wie sagt Dave Scott (oder war es der Mark Allen) jeweils: Der Unterschied zwischen einem guten und schlechten Schwimmen sind 5 Minuten, beim Rad 20 Minuten und beim Laufen können es sogar mehr als 1h sein.

Nun heisst es noch ein Woche ausspannen am Waikiki Beach.

Ironman Hawaii – Gedanken vor dem Wettkampf

Die letzten Trainings sind absolviert, die Registration ist erfolgt und das Material steht bereit. Es kann also losgehen mit dem Höhepunkt des Jahres, dem Ironman Hawaii. Hier einige Überlegungen zum Wettkampf und meinen Zielen:

Schwimmen

Zum ersten Mal gibt es hier auf Kona keinen Massenstart sondern einen Wellenstart nach Altersklassen. Das entspannt den Start und zieht das Feld gleich zu Beginn etwas in die Länge. Ich gehe davon aus, dass man dadurch auch schneller in seinen Rhythmus kommt und etwas weniger Energie für Rangeleien verpulvert. Als mittelmässiger Schwimmer werde ich aufgrund der Wellen und Strömungen wohl um die 1h 15min benötigen. Trotz der schönen Unterwasserwelt für mich eine Geduldsprobe. Hier heisst es dranbleiben und auf eine saubere Technik achten. Insbesondere auf dem Rückweg, wenn man langsam etwas müde wird. Mein Ziel ist es möglichst frisch in die erste Wechselzone zu kommen.

Radfahren

Nach dem Schwimmen geht es dann zu meiner Lieblingsdisziplin. Hier lauert aber auch die grösste Gefahr und zwar auf den ersten 60km. Da fühlt man sich nämlich extrem gut und wird gepusht vom Adrenalin und den anderen Athleten. Zudem ist man ja gut ausgeruht und hat richtig gute Beine. Aber genau hier darf ich nicht überzocken, denn das kann einem auf der zweiten Hälfte der Radstrecke, aber spätestens beim Marathon ein Mehrfaches an Zeit kosten. Es heisst also defensiv zu starten und den Wattmesser gut im Blick zu behalten. Ich mache es so, dass ich alle 36km ein Lap mache. Wenn es gut läuft ist das ca. alle Stunde. Ziel ist es, in diesen fünf Abschnitten in etwa die selbe Leistung aufs Pedal zu bringen oder gegen Ende sogar nochmals etwas aufzudrehen.

Auf den letzten 15km werde ich mich dann nochmals gut verpflegen und viel trinken, um den Marathon gut versorgt in Angriff nehmen zu können. Auf dem Rad ist das Verpflegen nun mal deutlich einfacher als beim Laufen, wo man meist die Hälft verschüttet oder sogar kurz anhalten muss.

Laufen

Nach dem zweiten Wechsel geht’s dann an die anspruchsvollste Disziplin. Ein Marathon nach 180km Radfahren und bei über 30 Grad ist schon eine spezielle Sache. Zuerst ist man froh, dass man vom Rad absteigen kann und eine andere Bewegung aufnehmen kann. Die aufrechte Haltung ist eine Wohltat nach 5h auf dem Rad und die ersten Kilometer gehen erfahrungsgemäss sehr locker. Der Körper ist schon aufgewärmt und man kommt relativ schnell auf Touren. Ähnlich wie beim Rad sind aber diese ersten Kilometer wieder tückisch und spätestens ab Kilometer 30 wird es hart. Da braucht es dann mentale Stärke und Biss.

Auch hier werde ich alle 5km ein Lap machen und versuchen meine Pace gut zu kontrollieren. Warum alle 5km? Bei 1km ist der Einfluss des Streckenprofiles, Verpflegung und allfälligen Pinkelpausen zu gross. Mit 5km kann man das glätten und kann so in einer gleichmässigeren Leistung laufen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Hitze resp. die Kühlung des Körpers. Da werde ich gleich zu Beginn anfangen den Körper mit Eis zu kühlen und genügend zu trinken. Das ist enorm wichtig um seine Leistung abrufen zu können.

Meine 5 Ziele

  1. Spass haben, den Wettkampf geniessen und gesund finishen.
  2. Es besser machen als letztes Mal. Besser einteilen und dranbleiben auf der zweiten Hälfte der jeweiligen Disziplin. Kämpfen wenn es hart wird.
  3. Schneller sein als vor 2 Jahren. Da hatte ich 10h 18min. Das will ich unterbieten.
  4. Den Marathon unter 3h 30min laufen. Bisher war ich immer einige Minuten darüber.
  5. Unter 10h finishen.

Ironman Hawaii – Akklimatisierung auf Kauai

Mein Ironman Hawaii Abenteuer startet dieses mal auf Kauai, der grünsten Insel des Archipels, welche auch Garden Island genannt wird. Die Insel hat verschiedene Mikroklima und so ist es an der Küste meist sonnig, auf den Vulkanbergen meist aber bewölkt und es regnet dort im Stundentakt. Es ist einer der regenreichsten Orte der Welt überhaupt und entsprechend ist die Vegetation auch ausgesprochen vielfältig und grün.

Das schöne ist, dass es trotz Dschungel hier keine gefährlichen Tiere und so gut wie kein lästiges Ungeziefer gibt. Was es dafür en mass gibt sind Hähne und Hühner. Die laufen hier überall frei rum und krähen was das Zeug hält. Die Hühner wurden vor 1000 Jahren von polynesichen Seefahrern auf der Insel angesiedelt. Für die Verwilderung gibt es verschiedene Geschichten. Scheinbar haben aber auch die jüngsten Hurrikane von 1982 und 1992 für eine weitere Verbreitung gesorgt, indem sich die Nachfahren der Ur-Hühner mit den modernen Hühner aus den Bauernhöfen weiter vermehrt haben.

Diese erste Woche auf Hawaii stand ganz im Zeichen der Akklimatisation. Einerseits gilt es den Körper an das heissfeuchte Klima zu gewöhnen und anderseits die 12 Stunden Zeitverschiebung zu verarbeiten. Beides eine zusätzliche Belastung für den Körper, aber ich kenne das ja schon gut von meinen Wettkämpfen in Malaysia. So habe ich ordentlich geschwitzt bei den Trainings, die ich teilwiese bewusst auf die Mittagszeit gelegt habe und ich habe viel geschlafen. Um ca. 18:30 Uhr ist Sonnenuntergang und da gingen auch bei mir die Lichter relativ rasch aus, so dass ich jeweils schon zwischen 20 und 21 Uhr im Bett lag.

Die Insel ist nicht sonderlich gross und es gibt auch keine durchgehende Küstenstrasse, womit die Möglichkeiten für längere Ausfahrten ziemlich beschränkt sind. Wir wohnen in Kapaa, einem kleineren Ort oberhalb Lihue. Von hier sind es ca.  70km in südlicher Richtung und 40km in nördliche Richtung bis die Strasse endet. Die Strassen sind nicht schlecht aber es hat leider ziemlich viel Verkehr und die Autofahrer sind Radfahrer nicht gewohnt. Ich bin wohl auch der einzige Triathlet, der sich hier vorbereitet. Zumindest habe ich sonst niemanden mit Zeitfahrmaschine gesehen. Überhaupt habe ich hier in dieser Woche vielleicht 3 Rennradfahrer angetroffen. Aber egal ich habe meine Trainings gemäss Plan und bis auf einen Platten, ohne Zwischenfälle durchziehen können.

Neben dem Training haben wir einige Ausflüge gemacht und die Insel ausgekundschaftet.  Sehenswert sind sicherlich der Waimea Canyon der rund 16km lang und bis zu 900m tief ist und der Kokee State Park mit Blick auf die Napali Küste mit ihren saftig grünen Hängen. In dieser Gegend wurden auch Szenen zahlreicher Filme wie z.B. Jurassic Park oder James Bond gedreht. An meinem Geburtstag wurde ich mit einem Helikopterflug über die Insel überrascht. Das war ein ganz spezielles Highlight und einfach wunderschön.

Nun geht es nach Big Island rüber, rein in das Triathlon Getümmel in Kona für die letzte Vorbereitungswoche. Da steht nochmals eine längere Ausfahrt mit Koppellauf auf dem Programm. Danach gilt es dann einen Gang runter zu schalten und dem Körper zusätzliche Ruhe zu gönnen.

Radio Munot berichtet über Teilnahme am Ironman Hawaii

Ich staunte nicht schlecht, als plötzlich eine Anfrage für ein Interview vom Schaffhauser Lokalradio Radio Munot in meiner Mailbox auftauchte. Sie wollen gerne einen Beitrag zu meiner Teilnahme am Ironman Hawaii machen, hies es da. Für mich Neuland aber warum nicht, dachte ich mir. So hatte ich am 16. September ein sehr nettes Interview im Studio des Senders. Noch am gleichen Abend wurde daraus ein Kurzbeitrag produziert, der dann am nächsten Morgen mehrmals ausgestrahlt wurde.

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